Florian Lange ist in der Vintageszene bekannt wie ein bunter Hund. Seit er 2003 bei einer Musicalproduktion mitgemacht hat, in der Kostüm, Kulissen und Requisiten dem Stil der 50 er Jahre entsprachen, war seine Leidenschaft für den Rock‘n Roll Stil geweckt.
Seit mittlerweile zwei Jahren verkauft der 24-Jährige aus Brandenburg an der Havel seine selbst designten und von ihm handgefertigten Petticoatkleider auf seiner eigenen Webseite. Das Modelabel HerrSchneider steht für klassische Damenmode der Wirtschaftswunderzeit mit einem Hauch von Rockabilly. Elegant, feminin und vor allem schmeichelnd für jede Frau sind die handgenähten Petticoat-Kleider, Blusen und Röcke.
2014 entdeckte Florian beim Surfen im Internet den Castingaufruf für die Produktion einer Nähsendung und dachte sich „Das könnte interessant sein!“. Also bewarb er sich, wurde zum Casting eingeladen und ein paar Monate später stand er dann in der liebevoll eingerichteten Kulisse im Atelier von „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?“.
Zusammen mit den sieben anderen Kandidaten aus ganz Deutschland durfte er den Gastgeber und Juror Guido Maria Kretschmer und die Jurorinnen Inge Szoltysik-Sparrer und Anke Müller kennenlernen. Nach den Dreharbeiten dauerte es noch ein paar Monate bis zur Ausstrahlung und Florian fiel es schwer, das alles für sich zu behalten – nun wird die Sendung endlich ausgestrahlt und er kann jedem von seinen Erfahrungen erzählen.
Also telefonierten wir mit dem jungen Designer und stellten ihm ein paar Fragen zu den Dreharbeiten und seinem Modelabel.
Mit diesem zweiten Interview bekommt ihr nun einen weiteren Blick hinter die Kulissen der Sendung „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?“, die auch heute wieder um 20:15 Uhr bei VOX läuft.
Hallo Florian, schön, dass ich dich telefonisch erreiche. Wir sind gespannt, was du während der Dreharbeiten zu „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?“ erlebt hast. Erzähl doch mal, wie bist du eigentlich zum Nähen gekommen?
Richtig mit dem Nähen habe ich 2010 angefangen, denn da habe ich meine erste eigene Nähmaschine gekauft. Vorher habe ich immer schon mal heimlich auf der Nähmaschine meiner Mutter genäht, weil ich ihr oft beim Nähen über die Schulter geguckt habe und das Nähen faszinierend fand.
Dann machte ich bei der Musicalproduktion von „Mit Rock´n Roll und Petticoat“ mit und fand Gefallen an den Kostümen und den Looks der damaligen Zeit. Ich gründete kurz darauf eine eigene Tanzgruppe und natürlich benötigten wir dafür Kostüme. Also kaufte ich Stoffe und legte einfach los! Nahtzugabe und Vorwaschen, das waren beides Dinge, die mir fremd waren. Natürlich passten die ersten Kostüme meinen Tanzfreundinnen dann nur mit ordentlich Bauch einziehen, aber sie waren selbst genäht und ich war mächtig stolz auf meine Werke. Seitdem habe ich mir natürlich immer mehr Wissen autodidaktisch angeeignet, oder es einfach so lange probiert, bis das entstand, was ich in meinem Kopf hatte.
Und womit nähst du hauptsächlich?
Mittlerweile habe ich mehrere Nähmaschinen in meinem Atelier. Von der normalen Haushaltsnähmaschine , einer Pfaff Hobbylock, über eine Overlock und Coverlock, sowie eine alte Viktoria aus den sechziger Jahren, ist alles dabei, was mein Schneiderherz höher schlagen lässt.
In der Sendung haben wir computergestützte Maschinen benutzt, da musste ich mich erst mal mit vertraut machen. Die Maschine hatte so viele Funktionen und Knöpfe, das war ich von meinen Maschinen nicht gewohnt. Die Vintagekleidung, die ich nähe, kommt mit zwei Stichprogrammen aus: Geradstich und Zickzackstich, mehr gab es in den Sechzigern nicht und mehr brauche ich auch heute eigentlich nicht, wenn ich nähe.
Wobei ich mich doch schon sehr über die heutigen Overlockmaschinen freue, denn damit kann man die Kanten viel besser und schneller versäubern, als mit einem Zickzackstich. Gerade bei Tellerröcken, wo viel Saum versäubert werden muss, nutze ich die Maschine gern.
Hast du in der Sendung immer die sichere Bank gewählt, oder bist du auch mal aus deiner Komfortzone herausgetreten?
Meine Kollektionen basieren meist auf dem Grundschnitt für ein Fünfziger Jahre Kleid, den ich von meiner Oma bekommen habe. Sie war selbst gelernte Schneiderin, und vielleicht habe ich da auch etwas von ihrem Talent in meinen Genen. Meist verwende ich dafür Baumwollstoffe, da sich diese leicht zuschneiden und gut verarbeiten lassen.
Doch in der Sendung war ich von der großen Auswahl in unserer Stoffrequisite so begeistert, dass ich mich auch an andere Materialien gewagt habe. So vernähte ich auch mal einen Polyestersatin oder flutschige Viskose – meist jedoch fand man mich bei der Stoffauswahl in der Baumwollecke.
Was für eine Technik hast du gelernt, die du vorher noch nicht kanntest?
Gleich in der ersten Sendung wurde ich sehr gefordert, denn es galt einen Bleistiftrock mit Formbund zu nähen. Das hatte ich noch nie gemacht, denn ich nähe ja meist Kleider, und da brauche ich keinen Formbund. Auch das Befolgen der Anleitung hat mir nur bedingt geholfen, denn normalerweise lese ich keine Anleitungen, sondern nehme einfach einen Schnitt und probiere dann so lange, bis es klappt. Viele Anleitungen verstehe ich auch einfach nicht, denn sie nutzen so viele Fachwörter, die ich erst nach und nach dazu lerne.
Und wie haben sich die Dreharbeiten nun auf dein Nähen ausgewirkt?
Nach den Dreharbeiten bin ich beim Nähen schon etwas schneller als vorher. Und ich habe viel gelernt, über verschiedene Techniken und Materialien. Ich würde sagen, dass ich etwas „konformer“ nähe und viele Techniken nun einfach drin habe und nicht mehr lange überlegen muss, wenn ich etwas zusammennähe.
Wenn die Jury etwas kritisiert hat, dann war das immer konstruktive Kritik und ich konnte einsehen, warum sie ihre Meinung so begründen. Die Jury war schon streng, aber nie gemein. Und den Worten von Inge muss man einfach auch vertrauen, denn die kann es einfach – sie ist so top ausgebildet! Und sie weiß aber auch genau, wie sie einem Laien wie mir die Technik erklären muss. Das war schon sehr lehrreich, wenn sie ein Kleidungsstück von mir bewertet hat.
Und der Rest der Jury? Wie hast du Anke und Guido erlebt?
Anke ist eine sehr süße Person, so kreativ und unterhaltsam. Ein echtes Multitalent, denn sie näht ja nicht nur, sondern entwirft auch Stoffdesigns. Es war sehr interessant, sich mit ihr auch außerhalb der Dreharbeiten zu unterhalten. Die gesamte Jury war immer während der Dreharbeiten vor Ort und ich hatte das Gefühl, dass sie immer wussten, wenn ich etwas Aufmunterung brauchte oder einen Tipp benötigte.
Guido ist einfach Guido. So freundlich und immer interessiert daran, was wir machen und wie wir es machen. Wie er schon in der Sendung sagte, er hat auch von uns etwas gelernt, denn wir Hobbyschneider gehen ja nicht immer nach Lehrbuch vor – besonders ich nicht!
Du arbeitest ja gerade selbst an einer neuen Kollektion. Was dürfen wir da erwarten?
Mein erstes Konzept habe ich gerade komplett neu überdacht. Gerade interessieren mich Gegensätze und so will ich klassische Petticoatkleider aus zarten Pastellfarben mit Detail aus schwarzer Spitze und Lack brechen. Etwas außerhalb des gewohnten Looks von mir!
Vielen Dank an Florian für das Interview!
Wer nun wissen will, wie weit es Florian noch in der Sendung schafft, der sollte heute Abend wieder Vox einschalten.
„Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?“, läuft immer dienstags um 20:15 Uhr bei VOX. Florian präsentiert seine genähten Werke immer wieder auf seiner Facebookseite und auch auf Instagram könnt ihr dem Jungdesigner folgen.