Die Nähpanne, jeder kennt sie und sucht nach Tipps und Tricks zum Vermeiden des Nähmissgeschicks. Denn was ist schlimmer, als seinen Lieblingsstoff anzuschneiden und dann doch kein zufriedenstellendes Endergebnis in den Händen zu halten oder am Körper zu tragen?
Wir möchten dir helfen in Zukunft die blödesten Nähpannen zu vermeiden und stellen dir in unserer Serie die zehn gängigsten Missgeschicke vor.
Nähpanne # 10 ist folgendes Problem: Du hast beim Zuschnitt das Stoffmuster nicht beachtet.
Kommt dir das bekannt vor? Manche Stoffmuster sind sehr prägnant, zum Bespiel verlaufen Streifen waagerecht oder senkrecht. Oder die Motive auf deinem Baumwollstoff mit Herzen haben alle die Spitze in einer Richtung.
Auch ich kenne den Fall nur zu gut:
„ Bei einem meiner ersten Nähprojekte habe ich einen Beutel genäht. Ich wusste noch nichts über Fadenlauf oder die Besonderheiten von gemusterten Stoffen. Also habe ich das Schnittmuster für den Beutel so auf den Stoff gelegt, dass ich möglichst wenig von meinem schönen Baumwollstoff mit Eulen-Motiv verbrauche. Dass die Eulen alle gleich angeordnet sind, habe ich nicht bedacht. Also hatte ich hinterher einen Beutel bei dem auf der einen Seite alle Eulen senkrecht verliefen und auf der anderen Seite waagerecht….“
Das war vor mittlerweile zehn Jahren und seitdem habe ich viel gelernt. Meine bewährten Tipps und Tricks habe ich hier für euch zusammengestellt, damit ihr nicht die Anfängerfehler macht, die ich gemacht habe.
Tipp 1: Stoff vor dem Zuschnitt genau anschauen
Mein allererster Tipp an alle Nähanfänger ist darum: Schau dir den Stoff vor dem Zuschnitt genau an. Oft kannst du im Stoff ein Muster erkennen – damit meine ich nicht nur ein Blumenmuster, sondern einen Rapport also Musterwiederholungen, wie zum Beispiel, dass alle Stängel der Sonnenblumen senkrecht zur Webkante verlaufen.
Die Größe des Rapports geben wir dir übrigens bei jedem Stoff mit an, so siehst du gleich, ob dein Lieblingsstoff eher klein- oder großgemustert ist. Zur Orientierung hilft dir dabei auch der sogenannte Fadenlauf.
Der Fadenlauf verläuft immer parallel zur Webkante eines Stoffes. Die Webkante ist das, was du an der Kante rechts und links bei jedem gewebten oder gestrickten Stoff siehst. Diese Kante entsteht durch den Webstuhl oder die Strickmaschine. An der Webkante ist das Gewebe meist dichter gewebt und weist kleine Löcher auf. Beachtest du also beim Zuschnitt den Fadenlauf, so gehst du sicher, dass dein Muster auch eine einheitliche Musterlaufrichtung hat.
Baumwollstoffe haben in den meisten Fällen eine Musterrichtung, denn sie werden fortlaufend bedruckt.
Tipp: Bei uns im Shop siehst du den Stoff so, wie er auch im Fadenlauf vor dir liegt. Darauf achten unsere Fotografen, wenn sie den Stoff für die Produktbilder fotografieren.
Wie schon oben beschrieben, wiederholt sich der Rapport des Stoffes regelmäßig, sodass du ein Stoffstück exakt gleich zuschneiden kannst – Voraussetzung ist, dass du genug Stoff gekauft hast.
Tipp 2: Fadenlauf im Schnittmuster genau beachten
Die Webkante gibt auch den Fadenlauf vor. Jedes Schnittmuster hat einen eingezeichneten Fadenlauf.
Meist weist ein langer Pfeil oder eine Angabe an einer der geraden Kanten, die im Bruch gelegt werden, darauf hin. Beachtest du diese Markierungen, dann stimmt auch die Musterlaufrichtung deines Zuschnitts.
Achte darauf, was sich der Designer des Schnittmusters gedacht hat, denn manche Schnittteile sollen senkrecht zum Fadenlauf zugeschnitten werden oder vielleicht sogar im 45° Grad Winkel zum Fadenlauf, wenn sie besonders elastisch sein müssen.
Gemeinhin gilt, dass Stoffe in Richtung des Fadenlaufs weniger elastisch sind, als quer zum Fadenlauf. Dies gilt sowohl für Webstoffe, als auch für Jersey und Strickstoffe.
Mach dir vor dem Zuschnitt ein paar Gedanken über dein fertiges Projekt. Möchtest du einen Teil des Stoffmusters besonders hervorheben oder an einer speziellen Stelle platzieren?
Dann achte darauf, dass du beim Auflegen des Schnittmusters auf deinen Stoff diese Position beachtest.
Müssen die Teile exakt gleich zugeschnitten werden, ist es ratsam den Stoff einlagig zuzuschneiden. So hast du mehr Kontrolle über die Platzierung des Musters.
Und lerne aus der Erfahrung von mir: Wer Stoff sparen will, hat am Ende oft ein Ergebnis, was nicht zufriedenstellend ist!
Tipp 3: Erst stecken, dann nähen
Bei besonders prägnanten Mustern empfehle ich die zugeschnittenen Stoffstücke vor dem Zusammennähen zu stecken oder mit Wonderclips festzuklammern.
Tipp: Wonderclips sind besonders gut bei Stoffen wie z.B. Jersey, Snap Pap oder Kunstleder, denn sie hinterlassen keine Löcher.
Hast du die Schnitteile alle in gleicher Musterlaufrichtung zugeschnitten, sollten sich beim Aufeinanderlegen der Schnittteile die Muster „treffen“. Erst wenn das gewährleistet ist, kannst du mit dem Stecken loslegen. So kannst du zum Beispiel dafür sorgen, dass die waagerechten Streifen an deinem neuen Streifenshirt alle nahtlos ineinander übergehen (z.B. an der Seitennaht). Und bist du besonders penibel, dann hefte dir die Naht von Hand, bevor du sie mit der Nähmaschine nähst.
Hilfsmittel zum Stecken und Heften
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Hast du auch schon Erfahrungen mit besonders schwierigen Mustern gemacht? Dann teile doch dein Wissen mit mir und unseren Lesern. In einem Kommentar kannst du gerne deine persönlichen Tipps und Tricks verraten.