Schnittmuster sind eine tolle Basis für jedes Nähprojekt. Manchmal enthalten sie Nahtzugabe, manchmal nicht. Was passiert, wenn du die Nahtzugabe vergisst? Kleidung ist zu klein und Taschen haben ein anderes Format, Decken sind zu kurz oder das Spielzeug ist viel kleiner als gewünscht.
Die schlimmste Nähpanne, unser Nähpanne #01, ist also folgende:
Du hast beim Zuschneiden die Nahtzugabe vergessen.
Es ist wirklich erstaunlich, dass unter diesen zehn Nähpannen auf jeden Fall neun sind, die mir persönlich schon passiert sind. Und die Nummer 1 ist mir gerade vor kurzem wieder untergekommen:
„ Ich hatte mir vor einiger Zeit ein Schnittmuster für eine ausgestellte Hose selbst erstellt und den Schnitt von einem Burda Schnitt abgewandelt. Nun nähte ich die Hose zum dritten Mal und war sicher, dass die Nahtzugabe in dem Schnitt schon inklusive sei. Das stellte sich beim ersten Anprobieren jedoch als falsche Annahme heraus… Das Hosenbein saß hauteng und ich konnte mein Bein nicht mehr bewegen. Zum Glück konnte ich die Nähte noch etwas auslassen und nun statt mit 1,5 cm Nahtzugabe mit 0,5 nähen. So gewann ich genug Zentimeter, um die Hose doch noch tragen zu können.“
Damit mir in Zukunft solch ein Fehler nicht mehr passiert, habe ich mir einige Gedanken gemacht, wie ich diese weit verbreitete Nähpanne umgehen kann.
Hier sind meine Top 3 Tipps:
Tipp 1: Anleitung vollständig studieren
So wie mir, geht es dir vielleicht auch, wenn du einen Schnitt nach langer Zeit mal wieder zuschneiden willst, oder aber auch aus einer dir neuen Nähzeitschrift oder einem Buch ein Schnittmuster zum ersten Mal ausprobierst.
Zu jedem Schnitt gehört auch eine Angabe, ob Nahtzugabe enthalten ist, denn das ist für das Zuschneiden in der Größe enorm wichtig.
In den Nähzeitschriften gibt es immer eine Übersichtseite mit Tipps zum Schnitt kopieren, dort findest du auch eine Angabe zu der Nahtzugabe. Und in Büchern findest du die Angabe meist in den ersten Kapiteln.
Tipp: Auf Englisch heißt Nahtzugabe „seam allowance“. Steht also im Schnittmuster „seam allowance included“ ist Nahtzugabe enthalten.
Hast du Schnittmuster liegen, die du vor langer Zeit mal kopiert oder genäht hast, ist es für die Zukunft ein guter Tipp dir bei jedem Schnittmuster einen Notizzettel dazuzulegen, ob die Nahtzugabe enthalten ist, oder nicht.
Tipp 2: Nahtzugabe mit kopieren
Bei englischsprachigen Schnittmuster ist es eher gang und gäbe, dass die Nahtzugabe im Schnittmuster schon direkt eingezeichnet und inklusive ist. Das kannst du auch gut für die Schnittmuster von deutschsprachigen Schnittmustern übernehmen und schon beim Schnittmuster kopieren an den Rändern eine Nahtzugabe in der gewünschten Breite einzeichnen. Dafür einfach mit einem Geodreieck oder Patchwork Lineal parallel zur Nahtlinie eine Linie zeichnen.
Tipp 3: Hilfsmittel zum Einzeichnen der Nahtzugabe
Hast du nun einen Schnitt, wo die Nahtzugabe nicht enthalten ist und du den Schnitt auch nicht mehr auf dem Schnittmusterpapier ändern kannst, gibt es einige Helfer, die dir beim Zugeben der Nahtzugabe direkt auf dem Stoff helfen können.
Variante: Zwei Bleistifte mit Gummiband
Dies ist die erste Low Budget Variante. Nimm dir zwei Stifte mit Kreidemine und umwickle sie nebeneinandergelegt mit Klebeband. So haben die beiden Spitzen der Stifte einen Abstand von 1 cm und du kannst sie als Markierungshilfe für die Nahtzugabe verwenden. Möchtest du einen größeren Abstand haben, kannst du zwischen die Stifte noch ein Radiergummi oder ähnliches mitfassen und mit fixieren.
Variante: Snap Pap mit eingezeichneter Nahtzugabe
Damit du nicht jedes Mal neu messen musst, kannst du dir auch einen Streifen aus Snap Pap zuschneiden und diesen genau in der gewünschten Nahtzugaben Breite anfertigen. Du kannst entweder einen langen schmalen (Nahtzugabe breiten) Streifen herstellen, oder einen schmalen Streifen mit Markierungen in der Länge für normalen und Saumzugabe versehen.
Variante: Kopierrädchen mit zwei Rädchen
Nähst du viel, dann kannst du dir auch ein Hilfsmittel aus dem Sortiment von Prym gönnen. Das Kopierrädchen mit zwei Kopierrädern vereinfacht das gleichzeitige Kopieren von Nahtlinie und Nahtzugaben Linie.
Für absolute Nähanfänger hier noch eine kurze Info zur Frage: Wofür ist eigentlich die Nahtzugabe?
Nahtzugabe ist ein Rand, der um das Schnittteil zugegeben wird. Dieser Rand beträgt meist zwischen 1 und 1,5 cm. Ein Rand ist notwendig, damit die Nähmaschinennaht nicht auf der Außenkante des Schnittteils sitzt. Dann würde die Naht nicht halten und Teile, die mit einem anderen Teil zusammengenäht werden, würden im Nu wieder auseinanderreißen.
Zudem dient der Rand dazu eine Kante für die Versäuberung des Stoffes zu haben. Mit dem Versäubern umgeht man ein Auflösen und Aufribbeln des Stoffes und hat an den genähten Werken länger Freude.
Nähst du mit einer Overlock brauchst du die Nahtzugabe auch, denn die Overlock soll ja den überstehenden Rand ordentlich abschneiden und gleichzeitig versäubern.
Mit dieser Nähpanne schließe ich unsere stoffe.de Nähpannen-Serie. Ich hoffe, dass viele Anfänger unter euch in den Beiträgen eine Vielzahl guter Tipps bekommen haben und die ersten Nähwerke ohne die „dummen“ Anfängerfehler hinbekommen.
Wie du aber ja auch gemerkt hast, passieren auch mir als erfahrene Näherin, einige Missgeschicke immer wieder, auch wenn ich eigentlich weiß, wie es richtig geht.
Darum, nicht verzagen, wenn etwas misslingt – Nähmaschine aus, eine Nacht drüber schlafen und mit frischer Kraft ans neue Werk!
Tipp 4:
Am einfachsten (und am sichrsten) ist es, jeweils auf jedem Schnittteil zu vermerken, ob die Nahtzugabe bereits enthalten ist oder nicht. So mach ich das jedenfalls. Da steht dann z.B. „Rückenteil, ohne NZ“ und schon weiß ich Bescheid. Denn wenn man einen Schnitt mehrfach näht, guckt man sich die Anleitung doch nicht unbedingt mehr an.
Viele Grüße
Christiane
Liebe Christiane,
stimmt, den Tipp hatte ich ganz vergessen. Danken für deine Ergänzung!
Liebe Grüße und viel Spaß beim Nähen
Christine