Die ersten beiden Nähpannen unserer Nähpannenserie kennen einige von euch – das hat uns das Feedback auf Facebook gezeigt. Ich bin froh, dass nicht nur mir die Missgeschicke passieren. Aber gleichzeitig freue ich mich, dass ich mich mittlerweile besser auskenne und mit euch meine Tipps und Tricks teilen kann.
Heute geht es nun weiter mit unserer Nähpannen-Serie und der nächsten Nähpanne.
Nähpanne # 08 ist folgendes Problem: Du hast das Bündchen falsch vernäht.
Gerade für Kids sind lässige Klamotten mit Bündchen super bequem. Denn sie wachsen mit und du musst nicht ständig neue Hosen nähen – erst dann, wenn das Längenwachstum wieder zugelegt hat. Bündchenstoff hat die fantastische Eigenschaft sehr dehnbar zu sein und sich damit dem Körper anzupassen – aber nur, wenn du das Bündchen auch richtig vernähst!
Da ich bisher nur wenige Kinder benäht habe, kenne ich mich auch noch nicht so lange mit der Schlauchware aus, doch für Sweatshirts oder gemütliche Röcke habe ich mich auch schon mal an Bündchen gewagt – und dabei ist mir natürlich auch mal ein Missgeschick passiert.
„ Mein erstes Nähprojekt mit Bündchen war ein Rock. Es sollte einfach nur ein simpler ausgestellter Rock aus einem Baumwollstoff sein, doch weil ich ihn bequem an und ausziehen wollte, sollte der Bund aus elastischem Bündchenstoff sein. Also, alles zuschneiden und beim Nähen mit der Overlock das Bündchen dehnen, so hatte ich es gelesen. Jedoch hatte ich nicht bedacht, dass ich das Bündchen dann ja kürzer hätte zuschneiden sollen… Also blieb am Ende ein gutes Stück Bündchen über und ich habe den Rock nie fertiggesstellt.“
Damit kommen wir direkt zu einem der fünf Nähtipps, die ich für euch habe, wenn ihr Bündchen vernähen wollt.
Tipp 1: Stretchfaktor des Bündchenstoffes beachten
Jeder Bündchenstoff hat einen eigenen Stretchfaktor. Bündchen ist immer dehnbarer als ein Sweatshirtstoff und oft auch dehnbarer als ein Baumwolljersey. Den Stretch Faktor kannst du messen, indem du dir auf deinen Tisch ein Maßband legst, ein 10 cm Stück deines Bündchens zuschneidest und dann misst, wie viel länger das Bündchen beim Dehnen wird.
Ist das Stück 10 cm lang und du kannst es auf 15 cm ausdehnen, ist der Stretchfaktor 1,5.
Bei einigen Schnittmustern geben die Designer an, welchen Stretchfaktor der Stoff haben sollte. Du kannst diese Messmethode nämlich auch für Jerseystoffe anwenden.
Bei uns findest du neben Strickbündchen auch Ringelbündchen oder glatte Bündchen. Diese verschiedenen Bündchen Qualitäten haben unterschiedliche Stretchfaktoren.
– Unsere glatten Bündchen sind sehr dehnbar und haben einen Stretchfaktor von 1,8
– Unsere Ringelbündchen hingegen sind etwas weniger dehnbar und haben einen Stretchfaktor von ca. 1,6
– Und unsere Strickbündchen haben einen Stretchfaktor von ca. 1,4 bis 1,5
Liest du bei einem Bündchen etwas von einer 2×2 Rippe, dann bezieht sich diese Angabe auf den Maschenrhytmus des gestrickten Stoffes. Bündchen ist Strickware und diese besteht aus Maschen. Es gibt zwei Arten von Maschen, rechte und linke. Und 2×2 bedeutet, dass das Bündchen mit zwei rechten und zwei linken Maschen im Wechsel gestrickt wird.
Hast du Bündchen Stoffe aus verschiedenen Stoffläden und verschiedenen Materialien in deinem Stofflager, lohnt es sich eine Liste zu machen, damit du den Überblick über die verschiedenen Stretchfähigkeiten nicht verlierst.
Tipps 2: Bündchen mit dem Rollschneider zuschneiden
Beim Bündchen Zuschneiden kann es schnell passieren, dass du den Stoff unfreiwillig außer Form ziehst und damit der Bündchenstreifen schief oder krumm aussieht.
Verwende für den Zuschnitt einen scharfen Rollschneider und eine Schneidematte. Vernähst du oft Bündchen lohnt sich diese Investition – du brauchst auch keine übergroße Schneidematte, die kleine reicht aus.
Bündchen sollte immer mindestens 5 cm breit zugeschnitten werden, denn ein schmaleres Bündchen klappt unschön um und du siehst die Naht. Das willst du natürlich nicht!
Tipp 3: Vor dem Nähen das Bündchen einteilen
Damit du das Bündchen beim Vernähen gleichmäßig dehnst, ist es hilfreich die Viertelmethode anzuwenden. Dabei teilst du dir sowohl den Ausschnitt deines T-Shirts, Sweatshirts oder Bund des Rockes in vier Viertel ein.
Zugleich markierst du dir auch am zugeschnittenen Bündchen vier gleichmäßig voneinander entfernte Punkte.
Dann legst du die Stoffe so zusammen und steckst sie fest, dass die Viertelmarkierungen übereinstimmen. Dabei musst du das Bündchen oft schon etwas dehnen.
Stellst du hier fest, dass das Dehnen nicht ausreicht, dann hast du das Bündchen zu kurz zugeschnitten.
Als Faustregel empfehle ich das Bündchen immer maximal 1/3 kürzer als den Ausschnitt zuzuschneiden.
Tipp 4: Beim Vernähen dehnen, aber nicht ziehen
Ist alles gut gesteckt und passt, geht es an das Nähen. Ob du eine Nähmaschine oder vielleicht sogar eine Overlockmaschine hast, ist erst mal egal. Die Tipps, die ich habe, sind an beiden Maschinen hilfreich.
Achte darauf, dass du beim Nähen nur das Bündchen dehnst und nicht den Stoff an den das Bündchen angenäht wird.
Nutze am besten eine Hand um das Stoffstück zu führen und die andere Hand, um das Bündchen gleichmäßig zu dehnen. Übung macht den Meister! Fühlst du dich noch ungeschickt, dann probiere erst mal mit ein paar Resten des Bündchenstoffes aus, wie sich das Bündchen unter deiner Nähmaschine verhält.
Tipp 5: Unbedingt einen dehnbaren Stich verwenden
Das schönste und dehnbarste Bündchen ist nutzlos, wenn du keinen dehnbaren Stich an deiner Nähmaschine beim Zusammennähen verwendest. Denn die Naht muss sich genauso mitdehnen können, wie das Bündchen.
Daher solltest du an der Haushaltsnähmaschine unbedingt einen Zick-Zack oder speziellen Elastikstich nutzen. Ein normaler Geradstich würde bei der Dehnung reißen! Und spätestens beim ersten Anprobieren platzt die Naht auf, soll alles schon passiert sein…
So, das sind nun einige Tipps, die dir hoffentlich beim Vermeiden der Nähpanne helfen! Du wirst merken, dass Bündchen eine schnelle Möglichkeit ist den Bund an einer Krabbelhose oder Pumphose für deine Kleinen, oder einem Rock für dich professionell abzuschließen. Mit ein wenig Übung ist das Bündchen Nähen schnell gerlernt!
Liebes Stoffe.de Team!
Vielen Dank für den tollen Beitrag… ich Nähe schon eine Weile, habe aber trotzdem immer mal wieder Pannen mit den Bündchen.
Toll fand ich die Erklärung, wie ich den Stretchfaktor von so einem
Bündchen ausrechne. Aber was stelle ich mit dem Faktor, zB 1,8 an?
In den meisten Fällen steht zur Berechnung des Bündchens: Umfang des Ausschnitts x 0,7. Aber das stimmt ja bei den verschiedenen Faktoren dann nun doch nicht.
Habt ihr mir vielleicht noch einen Tipp zu den Stretchfaktoren bzw. dem richtigen berechnen der Bündchenlänge?
Ich danke euch!
Liebe Grüße
Bianca
Liebe Bianca,
der Stretchfaktor der unterschiedlichen Bündchenqualitäten soll zur Orientierung dienen. Denn wir haben verschiedene Bündchenqualitäten im Sortiment. Und damit du als Kunde weißt, warum sich ein Bündchen mehr dehnen lässt, als andere haben wir das mit dem Stretchfaktor aufgegriffen. Schließlich lässt sich ein sehr dehnbares Bündchen eher aus der Form ziehen, als ein weniger dehnbares. Und beim Bündchen annähen, kommt es ja oft auf das Gefühl an, damit es ein gutes Ergebnis gibt:-). Deine gemerkte Regel mit der 0.7 wird dadurch nicht beeinflusst. Der Stretchfaktor dient eher dazu dir Orientierung zu geben, ob du beim Annähen des Bündchens stark stretchen oder weniger stark stretchen musst.
Liebe Grüße
Christine vom stoffe.de Team